Da ist der Wurm drin

Da ist schon wieder einer! Lautstark schreit Franziska aus ihrem Zimmer, denn wir haben zur Zeit viele ungebetene Gäste. Die aussergewöhnlich starke "kleine" Regenzeit macht es im Garten sehr ungemütlich für alle Tiere. Deshalb drücken sie ins Haus. Große und kleine Würmer, Tausendfüßler mit roten Beinen, Ameisen in jeder Größe, Kakerlaken und Käfer. Die Geckos freuen sich über reiche Beute und wir tragen die Besucher auf der Kehrschaufel vor die Tür. Heute haben wir unsere erste grüne Schlange gesehen wie sie über unser Tor sich in den Garten hat gleiten lassen. Wir werden ihr kein Asyl anbieten. Die Affen, die immer wieder sich ihre Nase noch platter an der Fensterscheibe drücken, passen zum Glück nicht durch den Spalt unter der Tür. Aber der Regen ist auch sehr ungemütlich und sogar gefährlich für die Menschen. Diese Woche gab es in der Nähe vom Safina Gelände sogar Tote zu beklagen über denen das Haus nach einem heftigen Regenfall einstürzte. Der Regen hinterläßt auf den Straßen und Feldern Spuren der Verwüstung. Seit Tagen schaufeln Arbeiter den Schlamm aus den Straßengräben in der Stadt und es ist ein unangenehmer modriger Geruch in der Luft. Das bremst auch die Arbeit auf unserer Baustelle. Wenn es so richtig regnet hier kann man schon bis auf die Haut naß werden, wenn man nur die Straße überquert. Natürlich wartet man dann, bis der Regen nachläßt, da sind die Arbeitszeiten nicht so wichtig.

Uns stört das Ungeziefer im Haus und ich denke wir werden uns auch nicht so schnell daran gewöhnen. Es ist schon lästig wenn man wieder so ein Tier einsammeln und heraustragen muss, doch mit manchen Kreaturen möchte ich einfach nicht unter einem Dach leben.
Auch in unserem Leben ist manchmal der Wurm drin. Es schleicht sich doch immer wieder etwas dummes in unser Leben ein, wie so ein ungebetener Gast. Da sind dumme Angewohnheiten oder auch Entscheidungen, die wir im nachhinein bereuen. Unüberlegte Worte, die andere kränken, oder Worte und Umstände, die uns bis nach Hause verfolgen. Besonders schlimm wird es wenn wir uns an diese Untermieter langsam gewöhnen. Niemand käme auf die Idee einer Schlange die Tür aufzuhalten, aber es gibt genug kleinere Würmer, die sich trotzdem immer wieder Zugang verschaffen zu unserem Leben. Es ist wichtig sich dann die Zeit zu nehmen diese Plagegeister vor die Tür zu setzen, auch wenn es nervt. Manchmal findet man sogar Menschen, die einem dabei helfen, wenn es einem selber zu eklig wird. Menschen, die wissen, dass es einen gibt der Macht auch über Schlangen und Skorpione hat und uns vor dem Bösen bewahren will.

"Wer mit Traurigkeit, Verzweiflung oder anderem Herzeleid geplagt wird oder einen Wurm im Gewissen hat, derselbige halte sich ernstlich an den Trost des göttlichen Worts, danach so esse und trinke er und trachte nach Gesellschaft und Gespräch gottseliger und christlicher Leute, so wird's besser mit ihm werden."
- Martin Luther -

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