Montag

Heute ist Montag. Noch vor dem Wecker wachen wir durch das laute Prasseln des Starkregens auf unserem Dach auf, es ist noch dunkel. An Schlafen ist auch mit Ohrenstöpseln nicht mehr zu denken. Doch bald müssen wir sowieso aufstehen, der Hund muss mal raus. Langsam wird es hell. Der Nachtwächter ist noch da, denn der Tagwächter hat sich wegen des Regens verspätet. Schnell die Kinder wecken und Frühstück machen. Es gibt Müsli mit frischen Früchten und Pulverkaffee. Nach dem Frühstück noch schnell die wichtigen Sachen in die Tasche packen. Mit dem Regenschirm ins Auto und dann geht es hinunter in die Stadt zur Schule. Es regnet immer noch stark. Einige Strassen in der Stadt stehen wieder unter Wasser, da das Wasser nicht so schnell abfließen kann. Wir wühlen uns durch den Schlamm der Seitenstraße zur Schule. Die Kinder steigen aus und rennen in ihre Klassenzimmer. Wir fahren zurück in die Stadt und tanken erst einmal zwei große Benzinkannister voll. Das brauchen wir für den Generator der bei Safina die Wasserpumpen antreibt. Hinterher fahren wir bei einem Bäcker vorbei, um noch Brot für die Jungs zu kaufen. Heute ist der Bäcker schon fertig, manchmal gibt’s erst gegen Mittag frisches Brot. Bei einem Großhändler kaufen wir noch Reis ein. Dann geht es weiter die Erdstraße hinaus nach Kauseni auf unsere Baustelle. Die Straße ist die letzten Tage durch den Regen sehr schlecht geworden, ich komme kaum über den zweiten Gang hinaus, denn überall gibt es tiefe Pfützen und Rillen voller Wasser. In Kauseni angekommen muß ich den Vierradantrieb anschalten, denn die Seitenstraße ist schmierig und ich würde sonst nicht den Hügel hinauf kommen. Wir sind angekommen und laden unseren ersten Einkauf aus. Die Jungs begrüßen uns, langsam läßt der Regen nach. Wir erfahren, daß ein junger Mann Fieber hat. Da muß auf jeden Fall abgeklärt werden, ob er nicht auch Malaria hat, er muss also zur Gesundheitsstation. Einige Jungs sind schon dabei die Klassenzimmer zu putzen, hier müssen noch die Fliesen richtig verfugt werden. Ich schaue noch, ob im fast fertigen Wohnhaus wieder Wasser steht vom Regen. Nein heute ist es trocken geblieben, der Maler kann weiter die rohverputzen Wände glattgipsen. Ich muss lachen als ich an unserer Rundhütte vorbeikomme. Aus einem der Pfosten ist ein Ast gewachsen, er hat Wurzeln getrieben. Habe ich hier auch schon Wurzeln bekommen, denke ich?
Eigentlich wollte ich mit einem der Jungs, der schon eine kurze Schreinerausbildung bekommen hat, heute die Einbauschränke vermessen. Er hat seine Hausaufgaben gemacht und festgestellt, daß die Maurer überall verschieden breite Lücken für die Regale gelassen haben. Doch das müssen wir nun verschieben, damit der Kranke bald eine Behandlung bekommt. Mit einem Lehrer bespreche ich einen Entwurf für den neuen Stundenplan im Februar. Ein junger Mann, der für alle kocht fährt mit uns montags immer auf den Markt um Essen zu kaufen. Ohne Kühlschrank ist das gar nicht so leicht. Den Kranken bringen wir mit einem Begleiter zuerst zur Gesundheitsstation im Dorf. Unterwegs bespreche ich mit dem Schweißer im Dorf, wie  die Gittertüren für das Wohnaus aussehen sollen. Er bekommt noch eine Anzahlung, denn wir brauchen die Türen dringend, um das Haus abschließen zu können. Wir fahren weiter auf den Markt zurück in die Stadt. Als wir aussteigen müssen wir erst einmal Parkgebühren bezahlen. Ein Mann spricht mich an, er braucht dringend Geld und freut sich, dass ich ihm einen USB Stick abkaufe. Auf dem Markt kaufen wir Karotten, Tomaten, Mangos und was sonst noch alles ausgegangen ist. Die Wege zwischen den Ständen sind noch sehr glitschig. Wir schleppen unseren Einkauf zurück zum Auto.
Unterwegs erfahren wir am Handy, daß in der Gesundheitsstation kein Arzt da war und die zwei wieder ohne Behandlung zurückgekommen sind. Wir laden erst mal den Einkauf aus und überlegen was als nächstes dran ist. Wir nehmen den Kranken wieder mit einem Begleiter mit und fahren wieder los. Auf dem Weg ins Dorf kommt uns der Maler entgegen, der erste Handwerker, der sich heute blicken läßt. Wir bringen die beiden in ein staatliches Krankenhaus im Nachbarort und geben ihnen Geld für die Behandlung mit. Von dort können sie mit einem Sammeltaxi zurückfahren.
Wir machen uns auf den Heimweg, denn der Nachmittagsunterricht der Kinder ist bald zuende. Noch schnell einen Schluck Kaffe trinken und dann wieder los. Doris putzt zuhause während ich die Kinder abhole. Bei der Schule ist es höchste Zeit mal nach dem Öl zu schaun. Der alte Toyota braucht neue Kolbenringe und verbraucht sehr viel Öl. Auf dem Heimweg kaufe ich noch einen Liter und fülle das Öl wieder auf. Jetzt ist noch Zeit mich an den Computer zu setzen und meine Abrechnung zu machen und diese Zeilen zu schreiben, bevor es wieder dunkel ist.

"So fern mir Gott auch manchmal scheint, für mein Gefühl manchmal zu fern - er ist da, wartet unter der Oberfläche meines Alltags."
- Bianka Bleier -

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