wo weder Milch noch Honig fließt

Nur um es klar zu stellen, es gibt hier Milch und Honig zu kaufen. Aber vieles von dem was es hier zu kaufen gibt wurde um die halbe Welt transportiert, bevor es in die Regale im Supermarkt in Morogoro kam. Wir können (wieder) Milch aus Südafrika kaufen und Butter aus Neuseeland. Der Honig kommt aus den USA oder durch Besucher direkt vom deutschen Imker, unübertroffen gut! Mit dem Käse ist es so ähnlich, vieles was (uns) wirklich gut schmeckt hat einen langen Weg hinter sich. Wir wollen diesen Transportwahnsinn natürlich nicht unterstützen und auch schon gar nicht die gesalzenen Preise zahlen, die solche Produkte kosten. Wir haben uns auf die Suche nach Milch in unserer Nachbarschaft gemacht. In Moshi, am Klimandscharo war das damals viel leichter. Tatsächlich haben wir ein paar mal etwas kaufen können das Milch enthält, leider auch zu viel Wasser. Jetzt am Ende der Trockenzeit geben die wenigen Milchkühe zu wenig Milch als dass sich ein Verkauf lohnt. Nur wenige Menschen können sich eine Kuh leisten und wissen wie man sie hält. Der einzige kommerzielle Anbieter von frischer Milch lieferte leider Milch mit einem klaren Geschmack nach Kuhstall. Irgendwie ist es schwierig hier ins Geschäft zu kommen. Deshalb kaufen wir weiter H-Milch, die zumindest aus Tansania stammt.

Es gibt hier aber eine Fülle von wunderbaren Früchten zu kaufen, fast das ganze Jahr, sogar Erdbeeren! Bei Safina gibt es auch keine Milch in den Tee, dafür um so mehr Zucker in den selbst angebauten Zitronengrasstee. Vielleicht schaffen wir es ja mal, noch einen Kuhstall zu bauen für unsere Landwirtschaftsklasse.
Doch dort draußen auf dem Dorf wohnen viele arme Leute, die kaum Tierhaltung betreiben. Oben auf den Bergen werden neben Gemüse leider auch Drogen angebaut. Die verkaufen sich besser und werden nicht so schnell schlecht wie die Milch... Einer unserer Schüler konnte wegen einer Abhängigkeit nicht bei uns bleiben, hat sich leider aber bisher einer Drogenreha verweigert. Was durch solche Drogen-Geschäfte alles zerstört wird, kann man sich kaum vorstellen.

In Deutschland war das so einfach, zum nächsten Bauern radeln, die Milchkanne auffüllen, das Geld in die Kasse legen und wieder gehen. Das funktioniert bis heute auf dem Dorf, wo man sich vertrauen kann, wo die Grundbedürfnisse gedeckt sind. Wir wissen gar nicht mehr was für ein Schatz das ist, den wir in einem christlich geprägten Europa (noch) haben!

Vishal Mangalwadi, ein indischer Professor hat so einen Milchkauf bei einem Freund in Europa auch erlebt. Er schreibt in seinem "Buch der Mitte", "Du meine Güte, als Inder würdest du die Milch mitsamt dem Geld mitnehmen". Als er dieses Erlebnis bei einem Vortrag erzählt fängt ein Ägypter an zu lachen: "Wir Ägypter sind schlauer als die Inder. Wenn keiner aufpasst, nehmen wir gleich alles mit - die Milch, das Geld und die Kühe."
Tatsächlich wurden in einer kirchlichen Einrichtung, nicht weit von unserer Schule vor ein paar Wochen alle Kühe vom Nachtwächter gestohlen.
Eine Gesellschaft, die oft vom Misstrauen geprägt ist und bei der jeder kleine Obst- oder Gemüsestand von jemandem bewacht werden muss, hat es wirtschaftlich schwer sich zu entwickeln.
Ehrlich zu sein, ist nicht immer so einfach. Gott helfe mir dabei für unsere Schüler und Lehrer ein Vorbild zu sein.

"In einer Gesellschaft, in der Korruption, Lüge und Betrug auf allen Etagen um sich greift, haben wir Christen kompromisslos anders zu sein."
- Peter Strauch -

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