Entspannung

 Draussen regnet es in Strömen und der Donner grollt in den nahen Bergen. Früher hätte ich gesagt, das ist "Märklin Wetter". Doch bei 30 Grad und 81% Luftfeuchtigkeit erinnert es mich mehr an Besuche im Treibhaus einer Gärtnerei. Die ganze Nacht über dröhnte dazu noch häßliche Musik einer Party durch unser offenes Schlafzimmerfenster, so dass wir wenig geschlafen haben. Aus dem Fenster blicke ich auf den kleinen Weihnachtsbaum, den wir dieses Jahr gepflanzt haben und der bei dem feuchten Wetter schon mächtig gewachsen ist. Der Indische Ozean hat "erhöhte Temperatur" sagen die Wissenschaftler, deshalb kommt es in Ostafrika zu deutlich mehr Niederschlag als gewöhnlich, wir wohnen im Regenwald.
Die Safina-Schule hat Weihnachtsferien und ist geschlossen. Zehn junge Männer wurden dieses Jahr auf staatliche Prüfungen vorbereitet, neun haben sie geschrieben. Vier weitere haben eine praktische Landwirtschafsausbildung bekommen. Jetzt ist es still dort, die Schafe genießen das saftige Gras. Nur die Wächter melden sich immer wieder mit Problemen. Die Hühner sind krank, das Futter ist alle, die Bezahlung zu gering. Das Unkraut auf dem Feld wuchert stark, denn es regnet fast jeden Tag... Ob sich das Unkrautjäten überhaupt lohnt? (wenn es so weiter regnet können wir die Ernte sowieso vergessen..)  Eigentlich gäbe es immer etwas zu organisieren oder aufzuarbeiten. Wir schafften es trotzdem dem Alltag ein paar Tage zu entfliehen und die Familie zu genießen. Zusammen waren wir im Norden Tansanias unterwegs. Während wir in die kühleren Usambaraberge hochfuhren ging unserem Kühler das Wasser aus. Erst als wir unser gesamtes Trinkwasser hineingefüllt hatten, konnten wir weiter fahren. Wir freuten uns über das Ambiente eines alten deutschen Farmhauses und (auf dem kühlen Berg) über eine finnische Sauna. Bei Regen gingen wir in die Pizzaria eines Italieners, die ihrem Namen Ehre macht.
Wieder Zuhause war in unserem Wassertank fast kein Wasser mehr. Wir konnten weder duschen noch Wäsche waschen. Am Abend fiel auch noch der Strom aus. Im Wasseramt war niemand mehr zu erreichen. Am nächsten Tag kaufte ich eine Pumpe um Regenwasser in unseren Tank zu pumpen.
Als der Strom zurück kam hatten wir zumindest etwas Wasser. Wir durften bei Freunden duschen und Wäsche waschen. Tage später erfuhren wir auf dem Wasseramt, dass ein Ersatzteil für 3 Euro fehlt um unsere Leitung zu reparieren. Da halfen wir gerne und bekommen nun wieder Wasser aus der Leitung, leider ganz braun. Manchmal macht der Regen eine Pause und wir staunen über einen Regenbogen.
Endlich komme ich nun mal dazu ein Buch zu lesen. Unter dem Weihnachtsbaum liegt genügend neuer Lesestoff. Ich lese vom "Aufbrechen und Heimatfinden" und fühle mich verstanden:

"Spannend wird ein Weg erst, wenn man beginnt, seiner Sehnsucht zu folgen - weil dann Dinge passieren, die nicht geschehen würden, wenn man auf der sicheren Seite geblieben wäre."
- Tomas Sjödin - (Wo du richtig bist)

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